Herisauer Nachrichten, Stefanie Rohner
Der Tierschutzverein Appenzell Ausserrhoden leistet wertvolle Arbeit. Präsident Robert Di Falco erzählt, vor welche Herausforderungen der Verein gestellt wird und weshalb
die Arbeit Tierschutz nötig ist.
«Wir kümmern uns um gefundene, kranke oder misshandelte Tiere, beurteilen Haltungsverstösse und klären den Verbleib und die Versorgung von Haus- und Hoftieren ab. Zudem vermitteln wir
zwischen Veterinärämtern und Privatpersonen und arbeiten mit Tierärzten und lokalen Tierheimen zusammen», sagt der Präsident des Appenzeller Tierschutzvereins, Robert Di Falco. Weiter
beteilige sich der Verein an nationalen Kastrationsaktionen oder unterstützt Wildtierprojekte wie die Igelstation im Walter Zoo. Ohne Spender wäre diese wichtige Arbeit allerdings nicht
möglich.
Wenn ein Fall an den Tierschutzverein herangetragen werde, entstünden oftmals menschliche Konflikte. «Es braucht Courage, einen Missstand zu melden. Weil uns oft private Meldungen aus
nachbarschaftlichen Verhältnissen zugetragen werden, sind Konflikte vorprogrammiert. Wir agieren mit der nötigen Umsicht und möchten sowohl Tiere als auch Menschen vor weiteren Übergriffen
schützen», so Di Falco. Daher behandle man alle Meldungen anonym. Bei ernsthaften Fällen könne man an entsprechende Stellen vermitteln oder spontan ausrücken, um den Sachverhalt vor Ort zu
beurteilen. «Viele Meldungen erreichen uns aus der Bevölkerung oder werden uns vom Veterinäramt zugetragen. Man kann uns immer online odertelefonisch erreichen, so können wir jederzeit
weiterhelfen», sagt Di Falco.
Meldestelle koordiniert
Der Tierschutzverein Appenzell Ausserrhoden ist eine von 60 Sektionen des Dachverbandes,des Schweizer Tierschutzes STS. Der Vorstand setzt sich aus rund zehn Mitgliedern zusammen. Die Tierschutzbeauftragten betreuen die Meldestelle, welche die Einsätze koordiniert, rapportiert und jederzeit beratend für die Bevölkerung oder Ämter zur Verfügung steht. «Wir arbeiten ehrenamtlich und können dank treuen Spenderinnen und Spendern in der Region viel bewegen», sagt Di Falco. Er selbst ist schon lange aktiv und kam über einen intensiven Weg zum Tierschutzverein Appenzell Ausserrhoden. «Meinen ersten Eindruck vom Tierschutz erhielt ich in Spanien in einer Auffangstation für heimatlose Hunde. Dort durfte ich bei der Feldarbeit mitwirken und habe meinen jetzigen Hund kennengelernt», erzählt Di Falco. Vor Ort lasse sich da viel bewegen, auch wenn sich illegaler Welpenverkauf etabliere oder fehlende Tierschutzgesetze solche Zustände erst ermöglichen würden. «Viele Tiere sind vor wirtschaftlicher Ausbeute nicht geschützt. Meine Arbeit bei KAGfreiland, einem der strengsten Biolabels der Schweiz, hat mich mit der Nutztierhaltung, dem Tierschutzgesetz und den Bedürfnissen der Nutztiere vertraut gemacht», sagt Di Falco. Die Bedingungen des Marktes, politische Interessen oder gesellschaftliche Bedürfnisse würden die heutigen Haltungsstrukturen diktieren. Di Falco konnte vertieften Einblick in die Landwirtschaft gewinnen, diese Kenntnisse wollte er beim regionalen Tierschutz zur Verfügung stellen und selbst direkt vor Ort helfen können.
Aufklärung nötiger denn je
Die Arbeit des Tierschutzes bleibe im Kern immer gleich, es seien vielmehr die Herausforderungen, die sich veränderten. «Womöglich haben sich die Tierschutzfälle im Vergleich zu früher
vervielfacht. Die Zusammenarbeit unter Organisationen und Ämtern ist intensiver geworden. Der Wolf ist zurück in der Schweiz, Pandemien, Tierseuchen oder Trends in der Tierbeschaffung stellen uns
vor neue Herausforderungen. Unsachgemässe Haltung sowie die systematische Ausbeutung von Tieren und der Produktionsdruck in der Landwirtschaft stehen sich in einer Zeit gegenüber, in der die
Kommunikations- und Produktionswege immer globalisierter werden», sagt Di Falco. Die Intensivierung in der Landwirtschaft schaffe zudem neue Probleme in der Tierhaltung. «Das wirkt sich auf
unsere Arbeit aus. Die Grenzen von blindem Tierschutzaktivismus und dem regional beglaubigten Tierschutz wird kaum mehr gezogen. Unsere Arbeit wird schon mal als störend empfunden», sagt Di
Falco.
Die Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsbetrieben und die Aufklärung der Bevölkerung seien daher nötiger denn je. Es gebe aber auch positive Herausforderungen: «Die Digitalisierung macht auch vor
unserem Verein nicht Halt und bietet uns neue Möglichkeiten. Wir möchten für die Zukunft auch technologisch gut gerüstet sein. Unsere Hilfe soll jederzeit beansprucht werden können, denn wir
möchten dort helfen, wo es braucht», sagt Di Falco.
Freud und Leid gleichermassen
Di Falco schätzt seine ehrenamtliche Arbeit beim Tierschutzverein. «Freud und Leid gehen im Tierschutz oft einher. Meist ist das Leid an einen sozialen Missstand gekoppelt. Ein Tierhalter ist überfordert, hat nicht genügend Zeit für sein Tier, Hofstrukturen sind veraltet oder Traditionen richten sich nicht mehr nach aktuellen Tierschutzverordnungen», sagt Di Falco. Besonders schön sei es dafür, wenn Tierhalter entlastet werden könnten,wenn Tiere erfolgreich vermittelt werden oder todkranke, verwahrloste Tiere von ihrem Leid erlöst werden könnten. «Kürzlich konnten wir drei Wolfshunde in Auffangstationen in der Schweiz und Deutschland vermitteln. Diese so anspruchsvollen Tiere haben nun eine Endstelle gefunden, wo sie 'artgerecht' versorgt und professionell betreut werden. Für die Halterin eine grosse Entlastung und für uns ein gutes Bespiel, wie unsere Arbeit mit Ämtern und Bevölkerung funktionieren kann», sagt Di Falco.